Das versunkene Dorf

Das versunkene Dorf
Georg Lembergh, IT, 2018
82 min., OF
Dokumentarfilm
Von der Weltöffentlichkeit unbemerkt, spielt sich im August 1950 auf der Südtiroler Hochebene des Reschenpasses eine menschliche Tragödie ab. Fast über Nacht wird das idyllisch gelegene Dorf Graun, durch ein von staatlicher Willkür und Profitdenken geprägtes Stauseeprojekt vollständig unter Wasser gesetzt. Ohnmächtig müssen die Bewohner mit ansehen, wie ihre Häuser gesprengt werden und alle Äcker, Wiesen und Felder im Stausee versinken. Nur mehr der Kirchturm von Alt-Graun ragt, einem Mahnmahl gleich, aus der Wasserwüste. Heute, 65 Jahre später, steht das neue Graun malerisch über dem Seeufer. Trotz der Postkartenidylle wollen die Wunden der Alten aber nur langsam heilen.

Der See ist für sie noch immer Sinnbild für erlittenes Unrecht. Oft fließen Tränen, wenn sie vom alten Dorf erzählen, und nie würden sie mit der „Hubertus“, dem Ausflugsschiff, „über ihre alte Heimat“ fahren, wie es der vertriebene Grauner Alois Messmer im weit entfernten Nonstal auf den Punkt bringt. Mit der jungen Generation die die Seestauung nur mehr aus den Erzählungen der Großeltern kennt, bricht am See eine neue Zeit an. Am Ufer des Stausees aufgewachsen, nutzen die Jungen den Reschensee als Erholungsraum, Tourismuskapital oder als Abenteuerspielplatz. Allmählich wagen sie sich an die vorsichtige Vermarktung der einzigartigen Vergangenheit ihres Dorfes. Nach einem jahrelangen zähen „Stromstreit“ partizipiert die Gemeinde nun endlich auch wirtschaftlich am Stausee. Lange Zeit als Fremdkörper betrachtet, wird der Stausee so zur gelebten Realität. In diesem spannenden Zeitfenster, in dem die letzten Zeitzeugen noch am Leben sind und die Jungen schon zu neuen Ufern aufbrechen, spielt „Das versunkene Dorf“. Der Film beleuchtet die historisch noch kaum aufgearbeiteten, hochdramatischen Umstände der Seestauung und zeigt, welche Auswirkungen sie auf spätere Generationen hat.
 
IN ANWESENHEIT VON GEORG LEMBERGH